2014: Sänger Wald

Vom 1. April bis 31. Oktober 2014 fand im Museum Kloster Asbach die Ausstellung "Sänger Wald" statt.

Diese Alltagserfahrung von Winter, Kälte, Abgeschiedenheit, Kargheit und Stille ist gelegentlich Thema in Liedern, doch bestimmt es das Musikleben nie. Der Bayerische Wald bietet eine abwechslungsreiche Landschaft, die spät und dünn besiedelt wurde, sich aber ansonsten nicht von den Nachbarregionen unterscheidet.

Im Bayerischen Wald treffen Sänger und Musikliebhaber heute auf ein vielfältiges und überregional standardisiertes Sortiment an Musik-, Kultur-, Bildungs- und Veranstaltungsangeboten. Der Heimatabend und das Konzert fehlen darin ebensowenig wie die Genres Kabarett, Rock, Pop oder Jazz. Der Bildungssektor reicht von Förder- projekten und Schulen über Seminare und die Musikvereine bis zum privaten Gesangsunterricht.

Im Laienmusikbereich finden sich zahlreiche Orchester, Musikschulen, Chöre und Kirchenmusik- Ensembles.

Festivals und Theater bieten international wahrgenommene Tourismusmagneten. Vorzeige- projekt ist das Volksmusik-Spektakel drumherum, das seit 1998 alle zwei Jahre in Regen stattfindet.

Während sich musikalische Esoterik- und Wellness-Angebote vorrangig an Touristen richten, ist das musikalisch reiche Festwesen gerade für Ein- heimische und Besucher gedacht.

Bevor 1949 das Grundgesetz inkraft trat, drohte jeder Textveröffentlichung und jedem Textdichter stets die Zensur. In diesem Wissen bot die Poesie von lyrischen Texten oder Liedern der Phantasie eine gern genutzte Spielwiese. Dasselbe galt für mündlich vorgetragene Texte.

Die Kunst der Chiffre, des Unausgesprochenen, des Doppelbödigen war hoch entwickelt - bis zur Einführung der späteren Medien und Genres, die aus der Gegenwartskultur nicht mehr wegzudenken sind.

Die Mehrdeutigkeit war das rhetorische Werkzeug nicht nur der Sozialkritik, sonder z.B. auch der Sexualmoral. So bekam der nagelnde Schmied gleich noch eine unausgesprochene Bedeutung.

Unter der Bezeichnung Lied wurden und werden ganz verschiedene Formen geschriebener oder gesprochener Texte zusammengefasst.

Nicht alle müssen mit Musik zu tun haben - noch nicht einmal, wenn sie in einem Atemzug mit dem Wort Singen genannt werden, was lange nur Vortragen bedeutete.

Zu den ältesten Formen zählt das Gebet: Psalmen oder Textpassagen der Bibel werden vielfältig als Lieder überschrieben.

Ähnliches gilt für rhetorische, narrative oder sozialrituelle, meist nichtmusikalische Vortrags- formen bei Huldigungen, Gelübden, Gratulationen oder Feierlichkeiten.

Die Geschichte des Singens ist im Bayerischen Wald wesentlich von seinen sozialen und Vermitt- lugspraktiken geprägt.

Lehrer-Schüler-Beziehungen, Freundeskreise, gemeinsame Interessen oder Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten zu denselben Institutionen - Netzwerke formten den Gesang, sorgten für die Verbreitung von Singpraktiken und den Austausch von Repertoires.

Viele Lehrer des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts erhielten ihre musikalische Bildung im Straubinger Schullehrer = Seminar, mehrheitlich waren sie katholisch, viele gehörten dem Bayerischen-Wald-Verein an, in der Zwischen- kriegszeit und diversen NS-Organisationen.